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Filmkritik

Das Versprechen eines Lebens / The Water Diviner

| Alexandra Seitz |
Russell Crowes selbstbewusster Wechsel ins Regiefach

Nach dem Selbstmord seiner Frau hält ihn nichts mehr auf der gemeinsamen Farm in Australien. Entwurzelt macht Joshua Connor sich auf den Weg nach Gallipoli in der fernen Türkei, auf die Suche nach der letzten Ruhestätte und den Überresten seiner drei Söhne, die vier Jahre zuvor in den Ersten Weltkrieg gezogen und nicht wieder zurückgekehrt waren.

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Die Schlacht auf der türkischen Halbinsel Gallipoli, die vom 25. April 1915 bis 9. Januar 1916 etwa 100.000 Tote forderte und in der die Paschas des Osmanischen Reiches in einem letzten Aufbäumen den Mächten der Entente (Großbritannien, Frankreich, Russland) eine vernichtende Niederlage beibrachten, ist nicht nur aus diesem Grunde von Bedeutung. Die Kampagne gilt darüber hinaus als Auslöser für die Entstehung eines nationalen Selbstbewusstseins in Australien und Neuseeland – Ländern, die tausende ihrer Einwohner unter den Opfern in der Fremde zählten – und damit als Ursprung der Unabhängigkeitsbestrebungen der beiden seinerzeitigen britischen Kolonien.

Indem er sich eines Stoffes von derartiger, identitätsstiftender Bedeutung annimmt, ist dem in Neuseeland geborenen, in Australien lebenden und in der Welt berühmten Schauspieler und Filmstar Russell Crowe, der mit The Water Diviner sein Regiedebüt gibt, die Aufmerksamkeit seiner Landsleute zumindest schon mal sicher. Der Rest der Welt kann auch etwas lernen. Nicht nur über den historischen Hintergrund der von Crowe in Szene gesetzten fiktiven Geschichte, sondern auch über Respekt im Umgang mit einem nicht eben einfachen Thema, über die Ökonomie der filmischen Mittel, über schauspielerische Bescheidenheit und kollegiale Großzügigkeit.

Freilich erfindet Crowe das Rad nicht neu, er vermittelt aber auf angenehm souveräne Weise seine in Jahrzehnten im Filmgeschäft erarbeitete Erfahrung. Ohne zu sehr ins Episch-Pathetische abzugleiten, erzählt er das Abenteuer seines von ihm selbst dargestellten Helden als eine auch von Neugier auf das Andere geprägte Reise, die in einem Bogen endlich zu diesem selbst, zu Vergebung und Versöhnung, ja sogar zur Möglichkeit zukünftigen Glücks führt. Der konventionelle Handlungsverlauf verbindet Elemente von Abenteuer-, Kriegs- und Liebesfilm zu einem von großer Warmherzigkeit geprägten Drama. Es handelt von einem einsamen Mann, der keine Hoffnung mehr in sein Leben setzt – und der erfährt, dass das Leben sehr wohl noch Hoffnung setzt in ihn.

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