ray Filmmagazin » Drama » Mekong Hotel

Mekong Hotel

| Andreas Ungerböck |

Mehr als eine Fingerübung eines großen unabhängigen Filmemachers

Werbung

Fünf Jahre ist es nun schon her, seit Apichatpong Weerasethakuls letzter langer Spielfilm, Uncle Boonmee Who Can Recall His Past Lives, beim Festival in Cannes mit der begehrten Goldenen Palme ausgezeichnet wurde. Sein neues Werk, Love in Khon Khaen (seine Heimatstadt), befindet sich in Fertigstellung. Die Zeit dazwischen füllte der thailändische Filmemacher und Videokünstler nicht nur mit zahlreichen Festivalreisen, Ausstellungen und Buchpräsentationen, sondern auch mit allerlei kurzen und mittellangen Dokumentarfilmen.

Einer von ihnen, Mekong Hotel (2012), kommt nun in die heimischen Kinos. Der 57-minütige Film wird vom Stadtkino-Verleih zusammen mit Matt Porterfields 30-minütigem Take What You Can Carry gezeigt – eine reizvolle Gegenüberstellung von Arbeiten zweier wirklich kompromissloser Filmemacher mit einer klaren persönlichen Vision und Handschrift. Apichatpongs Film scheint zunächst nicht viel mehr als eine Fingerübung zu sein, und doch atmet Mekong Hotel den Geist seiner zu Recht preisgekrönten Spielfilme: In einem Hotel in der Grenzstadt Nong Khai probt eine Filmcrew für den von Apichatpong vor einigen Jahren geschriebenen, aber nicht realisierten Film „Ecstasy Garden“, eine Art Vampir-Horrorgeschichte über einen sogenannten „pob“, einen weiblichen Geist, der tief im Volksglauben der Region verankert ist. Dieser Geist wird von Jenjira Pongpas gespielt, die seit einigen Jahren immer wieder in Apichatpongs Filmen zu sehen ist (u.a. als seine Mutter in dem autobiografischen Syndromes and a Century) und die auch in Love in Khon Khaen die weibliche Hauptrolle spielen wird.

Der mächtige Fluss Mekong, der hier Thailand von Laos trennt, ist dass Schlüsselmotiv für die (fiktive) Geschichte und auch für die Gespräche zwischen den Schauspielern bzw. Crewmitgliedern. Sie drehen sich um die katastrophalen Überschwemmungen, die Thailand zu dieser Zeit heimsuchten. Während die kleinen Dörfer in Flussnähe nahezu ohne Unterstützung der Flut ausgesetzt waren, versuchte die Regierung vor allem, die Hauptstadt Bangkok zu schützen.

Eine weitere reizvolle Ebene des Films ist die musikalische: Apichatpong unterlegte ihn mit der Gitarrenmusik von Chai Bhatana, einem Freund aus Highschool-Tagen, den er erst kurz vor Beginn der Dreharbeiten wiedergetroffen hatte. Diese wunderschöne Musik perlt vor sich hin, fließt wie der Fluss, den wir fast durchgängig im Hintergrund sehen und auf dem hin und wieder kleinere Boote zu sehen sind, zum Schluss auch einige Wasserskifahrer. Sie trägt aber auch bei zu der entspannten und freundlichen Atmosphäre, für die Apichatpong Weerasethakul bekannt ist. Eine sanfte, kluge Meditation über Leben und Arbeit.

bannerKinoprogramm