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Kiss the Cook

| Alexandra Seitz |

Vom Glück der Vereinfachung

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Carl Casper hat die Nase voll. Vom Stress als Küchenchef des noblen Gauloise. Vom konservativen Restaurantbesitzer, der ihn keine neuen Gerichte kochen lässt. Vom Star-Kritiker, der sein Essen verreißt. Im Zuge eines fulminanten Eklats gibt Carl den Kochlöffel ab – weiß dann aber auch nicht so genau, wie es nun weitergehen soll. Zum Glück hat Carl eine ebenso patente wie begüterte Ex-Frau. Die setzt den Entnervten in einen Foodtruck und schickt ihn gemeinsam mit beider 11-jährigem Sohn Percy auf eine Reise zurück zu den Wurzeln. Die Rechnung ist simpel und geht auf: Die Zubereitung von einfachem und gutem Essen für ganz normale Leute führt zu allgemeiner Zufriedenheit. Und nicht nur hat Carl bald wieder Spaß an der Arbeit, auch seine Beziehung zu Percy wandelt sich von pflichtbewusst-familiär zu freundschaftlich-vertraut.

Es empfiehlt sich, ausreichend gegessen zu haben, bevor man sich Chef anschaut, das warmherzige, bescheiden budgetierte und unabhängig produzierte Familiendrama, mit dem Jon Favreau eine Auszeit vom anstrengenden Job des Blockbuster-Inszenierens (Iron Man) nimmt. Angesichts der lokalen Spezialitäten, die die von Carl und seiner Crew durchquerten Städte Miami, New Orleans und Austin zu bieten haben, und die so liebevoll und formschön ins Bild gesetzt werden, wie sich das für ein deftiges Sandwich oder eine üppige Mehlspeis’ nun mal gehört, drohen andernfalls unnützer Speichelfluss und die Konzentration störendes Magenknurren. Gesättigt aber lässt sich der nervige Foodie-Hipster-Ansatz, der Nahrungsmittelzubereitung und -aufnahme zu popkulturellen Verrichtungen in angesagten Kultstätten stilisiert, etwas in den Hintergrund verschieben.

Nicht, dass die Figuren permanent am Jausenbrote-Schmieren sind, bildet dann den Fokus der Aufmerksamkeit, sondern das, was sie sagen, bevor sie sich die fertige Stulle in den Mund schieben. Dann tritt allerdings zutage, dass das ganze Gehader und Gezeter, das die Neuanlage von Carls Lebens-plan begleitet, arg ausführlich geraten ist. Zugleich macht der Umstand, dass Carl vom Wegfall des Sicher-Geglaubten zutiefst verunsichert ist, dass er an sich zweifelt und alles in Frage stellt, und dass er sich nicht entscheiden kann, in welche Richtung es weitergehen soll, die Figur auch normal, glaubwürdig und sympathisch. Schließlich ist Carl Koch, und als Koch bricht man nichts übers Knie – man braucht Geduld. Sowie ein Publikum, das dies zu goutieren weiß.

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