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Für immer Adaline / The Age of Adaline

| Oliver Stangl |

Unsterbliche Geliebte

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Manchmal kommt ganz schön viel zusammen im Leben: Erst verliert Adaline Bowman, Jahrgang 1908, ihren Mann durch einen Unfall auf der Golden Gate Bridge. Einige Monate später – es schneit gerade in Kalifornien – stürzt sie mit ihrem Auto in einen eiskalten Fluss. Und dann schlägt auch noch der Blitz in den Wagen ein. Doch die Mutter einer Tochter stirbt in dieser „magischen Nacht“ nicht, wie uns ein pseudowissenschaftlicher Off-Kommentar aus der Zukunft erklärt – im Gegenteil, der Stromschlag wirkt wie ein Defibrilator, und ihre Zellen altern von da an nicht mehr. Der Menschheitstraum von der ewigen Jugend erweist sich aber als Fluch, denn einerseits muss Adaline zusehen, wie ihr Umfeld altert und stirbt, andererseits interessiert sich nach ein paar Jahrzehnten auch das FBI für die bildhübsche Frau. Da sie nicht als Versuchskaninchen in Regierungslabors landen will, flieht Adaline und lebt fortan an wechselnden Wohnorten und mit wechselnden Namen.

Im San Francisco der Gegenwart lernt sie schließlich den perfekten Mann kennen: Der reiche, kultivierte und gutaussehende Ellis ist Feuer und Flamme für sie. Und er ist hartnäckig – allen Abwimmelungsversuchen zum Trotz schafft er es, sich mit Adaline zu verabreden und die Zeichen stehen auf Liebe. Doch als er Adaline seinen Eltern William und Kathy vorstellt, die bald ihren 40. Hochzeitstag feiern, bleibt dem Vater der Mund offen: Er erkennt Adaline, die in den sechziger Jahren seine große Liebe war und deren Verschwinden er nie richtig verwinden konnte, wieder … Ein wenig Fantasy, ein bisschen Benjamin Button, viel Romantik: Lee Toland Krieger, der bisher mit Independent-Filmen reüssierte, gelingt es in seiner ersten Arbeit mit größerem Budget, mal besser, mal schlechter, die verschiedenen Elemente in der Schwebe zu halten.

Die Prämisse des Films kann man schlucken, wenn man sich auf dessen märchenhaften Charakter einlässt, woran es ihm allerdings mangelt, ist epischer Charakter: Die Jahrzehnte werden nur gestreift, der Kummer und die Einsamkeit Adalines
sind zwar erahnbar, berühren durch ihre Kürze aber nicht immer. Doch gibt es auch ergreifende Momente, zu denen das Ensemble entscheidend beiträgt: Harrison Ford ist famos als Mann, der von der Erinnerung überwältigt wird, und die 82-jährige Ellen Burstyn als Adalines Tochter zu sehen, ist ebenfalls ein Vergnügen. Blake Lively legt Adaline passenderweise zurückhaltend an, doch verliert die Rolle dadurch, dass die Konsequenzen der Unsterblichkeit nur angerissen werden, auch an Tiefe. Hier hätte man der Figur mehr Raum zur Entwicklung gönnen sollen – Zeit genug hat sie ja.

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