Frank

Frank

| Marietta Steinhart |

Liebenswertes Kuriosum von künstlerischer Angst und Aspiration

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Es beginnt mit einer trockenen Szene aus dem tragischen Leben von Jon (Domhnall Gleeson), einem traurigen Kerl mit einem müden Bürojob. Am Strand erträumt er sich im Stillen Songtexte von fragwürdiger Qualität („Ladies have babies/That’s just how it works“), da begegnet er einer seltsamen Band mit dem unaussprechlichen Namen „Soronprfbs“. Als deren Keyboarder versucht, sich im Meer zu ertränken, wird Jon auf der Stelle engagiert, und nun endlich, so denkt er, wird aus seinem Traum von der Musikkarriere Realität.

Im Zentrum der Soronprfbs steht Frank (Michael Fassbender), der – halb Sektenführer, halb Prophet – zu jedem Zeitpunkt einen großen Pappmaschee-Kopf trägt. Die anderen Bandmitglieder, insbesondere die Theremin-Spielerin Clara (Magie Gyllenhaal), verschmähen Jon als Scharlatan, aber Frank bestärkt ihn zu bleiben. Der Film folgt von hier an Jons Jahr mit der Gruppe und wie sie in einer Waldhütte ihr erstes Album aufnehmen (sehr eindrucksvoll: die Musik von Stephen Rennicks wurde von den Schauspielern live eingespielt). „Wir sollten ein ganzes Album aus diesem Sound machen“, murmelt Frank, während er eine Tür auf- und zuschließt. In einer anderen Szene komponiert er ein Ständchen an ein Stück Garn, das aus einer Decke ragt. Ja, die Musik der Soronprfbs scheint nicht für fremde Ohren bestimmt, doch während die Band glücklich in ihrer Anonymität schwelgt und Vogelschreie imitiert, schmiedet Jon große Pläne und dokumentiert alles heimlich auf YouTube. Er ist überzeugt davon, dass Franks Wahnsinn und Begabung eins sind: „Miserable childhood, mental illness … How do I find that sort of inspiration?“ Doch allmählich offenbart Frank, dass seine Titelfigur womöglich nicht exzentrisch, sondern psychisch beschädigt ist, und Jons Verbissenheit auf Popularität kollidiert mit dem Wunsch der Band nach künstlerischer Integrität.

Selbst mit einem falschen Kopf auf den Schultern, ohne den Einsatz seines viel geschätzten Gesichts, gibt Michael Fassbender eine zutiefst nuancierte und seelenvolle Leistung, aber es ist die Ernsthaftigkeit, mit der Regisseur Lenny Abrahamson seinen Sonderling porträtiert, die für seine volle komische Wirkung sorgt. Lose modelliert nach Frank Sidebottom, der Bühnenpersona des verstorbenen Künstlers Chris Sievey, erschließt Frank einen ganzen Mythos unruhiger Pop-Genies und erforscht eine Reihe lohnender Fragen über die Natur der Kunst, um recht schön zu resümieren, dass manche Musik nicht für jedermann ist und einige Menschen besser im Publikum bleiben.

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