ray Filmmagazin » Animation » Die Peanuts – Der Film / The Peanuts Movie

Die Peanuts – Der Film / The Peanuts Movie

Die Peanuts - Der Film / The Peanuts Movie

| Marietta Steinhart |

Bezaubernde Übung in Erwachsenennostalgie

Werbung

Charlie Brown hat ein Auge auf seine neue Klassenkameradin geworfen, ein kleines rothaariges Mädchen, das es gilt zu beeindrucken, doch seine selbstzerstörerischen Versuche der Selbstoptimierung und Buhlschaft bleiben zutiefst wirkungslos. Er ist sein eigener schlimmster Feind in dieser Hinsicht. Immer wenn die Dinge beginnen, gut für ihn auszusehen, findet er Wege, sich selbst zu Fall zu bringen. Unterdessen versucht Snoopy immer noch einen Weltkriegsroman zu schreiben. In seinem Tagtraum – ein entzückender kleiner Film im Film – fantasiert er eine Romanze mit Fifi, einer französischen Pudel-Pilotin, die er aus den Klauen seines Erzrivalen, des roten Barons, befreien will. Lucy verbreitet immer noch schlechte Ratschläge für fünf Cent. Linus, Schroeder, Peppermint Patty, Woodstock, alle sind sie hier. Das Peanuts-Universum und die Schulz’schen Sorgenfalten sind intakt.

Regisseur Steve Martino (Horton Hears a Who!) und die Nachkommen von Schöpfer Charles M. Schulz (sein Sohn und sein Enkel waren am Drehbuch beteiligt) haben dafür gesorgt, dass der Film seiner künstlerischen Vision treu bleibt, auch wenn Peanuts-Puristen berechtigterweise schmollen werden. Es ist alles ein wenig generisch ohne die so kostbare philosophisch melancholische Ader, die durch die Arbeit von Schulz läuft. Charlie Browns existenzielle Unsicherheit wurde mit kinderfreundlichem Selbstzweifel ersetzt, denn diese Merchandising- Goldgrube ist zwar für erwachsene Nostalgiker gemacht worden, aber soll auch von einer Generation an die nächste weitergegeben werden. Es ist eine Besetzung von Kindern hier am Werk und sie klingen rund 65 Jahre nach der Einführung des geliebten US-Comics und seiner TV-Specials wie die Original-stimmen von einst. Das gilt auch für die „Wah Wah“ Laute der Erwachsenen (Trombone Shorty) und die jazzige Tonspur von Vince Guaraldi, hier von David Benoit geliehen.

Im Zeitalter des digitalen Wirrwarr und großer Gefühle hält der Peanuts-Film die Dinge süß und simpel. Das einzige Zugeständnis, das er der Gegenwart macht, sind computergenerierte Animationen anstatt von Hand gezeichneter Bilder. Es ist ein ungewöhnlich unschuldiger Film von schlichter Qualität, der in völliger Abwesenheit von Zynismus eine wohlige Provinzbescheidenheit atmet und angenehm argumentiert, dass trotz aller Ängste und Demütigungen, die Charlie Browns dieser Welt irgendwie gegen die kleinen Scheißer gewinnen, die ihr Leben unerträglich machen.

bannerKinoprogramm