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13 Hours: The Secret Soldiers of Benghazi

Filmkritik

13 Hours: The Secret Soldiers of Benghazi

| Marietta Steinhart |
So amerikanisch wie aufgewärmter Apfelkuchen

13 Hours ist jener Film, auf den Michael Bay sehnlich gewartet hat. Der Regisseur hinter dem Transformers-Franchise und Action-Sagas wie Armageddon und The Rock wollte Black Hawk Down drehen, aber Ridley Scott kam ihm – zum Glück – zuvor. Er wollte Lone Survivor verfilmen, aber Peter Berg schnappte ihm das Projekt vor der Nase weg. Weil es aber keinen Mangel an Memoiren von traumatisierten Amerikanern gibt, die in der Welt Polizei spielen, sicherte sich Bay die Rechte für den titelgebenden Bestseller, den Mitchell Zuckoff nach wahren Begebenheiten geschrieben hatte.

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In der Nacht des 11. September 2012 griffen libysche Terror-Milizen einen US-Diplomatensitz in Bengasi an. Im naheliegenden CIA-Außenposten war man nicht befugt einzuschreiten, da ergriff ein Security-Team bestehend aus sechs Ex-Militärs die Initiative und leitete einen 13-stündigen Kampfeinsatz ein. Der Rest ist (umstrittene) Geschichte. US-Botschafter Chris Stevens und drei andere Amerikaner kamen in dieser Nacht ums Leben.

Selbst wenn 13 Hours reifer ist als das, was wir von dem US-Regisseur gewohnt sind, ist dies immer noch ein Michael-Bay-Film. Folglich gibt es lebensbedrohliche Situationen in Slow-Motion, Explosionen so schön wie Feuerwerke und mehr als nur eine amerikanische Flagge. American Sniper war trotz seiner Fahnenschwenker ein weitaus tiefer gehender Film. An einer Sache besteht kein Zweifel: Diese Männer sind verdammt noch einmal Helden, die dem Feind „Furcht vor Gott und Amerika“ beibringen wollen. Bay hat erklärt, dass seine Sicht unpolitisch sei, aber natürlich gibt es eine indirekte Anklage gegen die damalige Außenministerin Hillary Clinton: „We don’t have any fucking support.“

Es ist stellenweise so spannend, dass man sich die Fingernägel wundbeißt, aber diese Helden muten mehr wie Rambo-Actionfiguren als wirkliche Menschen an. Es ist schade, denn es steckt ein wichtiger Film darin, über Männer der Arbeiterklasse, die im großen Plan Amerikas verrecken, nicht immer wissend, warum. In einem Moment imaginiert Silva laut sein Begräbnis: „Er starb an einem Ort, an dem er nicht zu sein brauchte; in einer Schlacht, die er nicht verstand; in einem Land, das ihm nichts bedeutete.“ Es ist ein versimpeltes Kriegsdrama mit einer Videospiel-Ästhetik. Nicht alles ist lausig, aber ist das wirklich der Film, den ein islamfeindliches, paranoides Amerika gerade jetzt, in einem Wahljahr, braucht?