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Eddie the Eagle

Filmkritik

Eddie the Eagle

| Michael Ranze |

Ein englischer Skispringer? Doch – den gab es wirklich. Weit geflogen ist er allerdings nicht.

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Schon beim Zuschauen wird einem ein wenig flau im Magen. Wenn sich ein Skispringer die Schanze hinabstürzt, im richtigen Moment abspringt und fortan für kurze Zeit der Schwerkraft trotzt, ist das bewundernswert – des Mutes und des Könnens wegen. Warum sich nun Michael „Eddie“ Edwards so wahnsinnig fürs Skispringen begeistert, mag zunächst nicht einleuchten. Doch der Bub mit der dicken Brille träumt schon von klein auf davon, bei Olympischen Spielen dabei zu sein – trotz des Widerstands seiner Eltern, trotz erwiesener Unsportlichkeit. Als es mit dem Langlauf nicht klappt, wendet er sich dem Skispringen zu. Runterfahren, hüpfen und landen – wäre doch gelacht.

In England gibt es allerdings keine Schanze, und so fährt Eddie kurzentschlossen nach Garmisch-Partenkirchen, um für die Olympischen Winterspiele 1988 in Calgary zu üben. Mit seinen Purzelbäumen nach nur wenigen Metern Flug erregt er rasch das Entsetzen von Bronson Peary (Hugh Jackman), früher ein amerikanisches As im Skispringen, jetzt ein Trinker und Pistenraupenfahrer. Peary nimmt Eddie (Taron Egerton) unter seine Fittiche, jetzt muss nur noch das Britische Olympische Komitee mitspielen.

Diesen Michael „Eddie“ Edwards hat es wirklich gegeben, 1988 landete er in Calgary auf der großen und kleinen Schanze weit abgeschlagen jeweils auf dem letzten Platz. Und wurde trotzdem zum umjubelten Medienstar. Hier wird jemand nicht wegen seiner sportlichen Leistung gefeiert, sondern wegen seines zielstrebigen Festhaltens an seinem Traum, wegen seines nerdigen Charismas, wegen seines Andersseins. Der britische Schauspieler Dexter Fletcher, seit 2011 mit Wild Bill auch als Regisseur tätig, hat sich das Leben seines Titelhelden vorgenommen und einiges hinzuerfunden. Jackmans Figur gab es nie, Edwards trainierte in Lake Placid, nicht in Deutschland. Fletcher geht es nicht um eine „wahre“ Biografie, sondern um das Beispielhafte seiner Erzählung. Er nimmt Edwards’ Ehrgeiz und seine Zielstrebigkeit ernst und idealisiert dabei unkritisch das unbeirrte Festhalten an einem Traum.

Die Tragik, dass hier jemand – trotz investierter Zeit und Energie – für seinen Sport nicht geeignet und darum nicht konkurrenzfähig ist, interessiert den Regisseur nicht. Warum auch? Dies ist eine Komödie. Schon Cool Runnings über den jamaikanischen Vierer-Bob verließ sich mit seinen überforderten Sportlern auf das komische Gefälle zwischen Anspruch und Wirklichkeit. Eddie the Eagle funktioniert genauso – als altmodische Unterhaltung, die arg oberflächlich daherkommt.