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Ein Mann namens Ove / En Man Som Heter Ove

Ein Mann namens Ove / En man som heter Ove

| Michael Ranze |

Immer schlecht gelaunt, immer in Entrüstungsbereitschaft: ein Nachbar wie aus einem Albtraum

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So einen Nachbarn möchte man seinem schlimmsten Feind nicht wünschen. Jeden Morgen dreht er schlecht gelaunt, aber entschlossenen Schrittes seine Kontrollrunde durch die Reihenhaussiedlung. Falschparker verpetzt er umgehend an die Polizei, widerrechtlich abgestellte Fahrräder lässt er einfach verschwinden, Mülltonnen überprüft er auf korrekten Inhalt, und eine Begrüßung gleicht eher einer Beschimpfung. Ove ist ein Stinkstiefel, wie er im Buche steht, und allmählich erfährt man auch warum. Nach über 30 Jahren bei der Eisenbahn wurde der 59-Jährige vorzeitig in den Ruhestand versetzt. Schlimmer noch: Vor einigen Monaten starb seine über alles geliebte Frau. Jetzt hilft nur noch eins: Selbstmord! Doch als Ove sich in aller Ruhe im Wohnzimmer aufhängen will, fahren neue Nachbarn unter großem Tamtam mit dem Auto plus Anhänger voller Umzugskartons vor. Das darf doch nicht wahr sein! Plötzlich ist sein Briefkasten hinüber, einfach umgefahren, das Auto steht schief, weil der Fahrer nicht einparken kann, und dann steigt auch noch eine Hochschwangere mit Kopftuch auf der Beifahrerseite aus: eine Perserin! Doch man ahnt es schon: Patrick und Parvaneh, die neuen Nachbarn, kehren Oves gute Seiten hervor.

Nach Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand (2013) interessiert sich das schwedische Kino einmal mehr für grantige, alte, aber auch sehr skurrile und darum komische Männer, die mit ihrer Umwelt hadern, wieder nach einem Bestseller-Roman, diesmal geschrieben von Fredrik Backmans. Regisseur und Drehbuchautor Hannes Holm machte daraus eine widerborstige, unterhaltsame Komödie, in der es um eine unerwartete Freundschaft geht, um Toleranz und Gelassenheit. Und um eine große Liebe. Zu den schönen Ideen des Films zählt nämlich, Ove auf seine glückliche Ehe mit Sonja, einer lebensfreudigen, natürlichen Lehrerin, in gelb-nostalgischen Bildern zurückblicken zu lassen: Kennenlernen im Zug, Verlieben, Zusammenleben, Schicksalsschläge – so ist das Leben. Auch jetzt noch besucht Ove täglich ihr Grab, um es mit Rosen zu schmücken. Rolf Lassgård, der hierzulande als Kommissar Kurt Wallander in den Henning-Mankell-Verfilmungen berühmt wurde, vermittelt eine Ahnung von dem großen Verlust, den Ove erlitten hat. Es gelingt ihm perfekt, die beiden höchst unterschiedlichen Seiten der Titelfigur zusammenzubringen und so Verständnis für sie zu wecken. Die böse Komödie nimmt Anleihen beim anrührenden Drama, und das ist eine Mischung, die Hannes Holm perfekt austariert.

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