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Filmkritik

T2 Trainspotting

| Oliver Stangl |
Alte Helden

Mehr als 20 Jahre ist es nun her, dass Trainspotting für Furore sorgte: Die Irvine-Welsh-Verfilmung über eine Gruppe von Freunden, die sich im schottischen Edinburgh der neunziger Jahre die Zeit mit Drogenkonsum, Clubbesuchen und Kleinkriminalität vertreibt, wurde unmittelbar zum Kult und wies sowohl Hauptdarsteller Ewan McGregor als auch Regisseur Danny Boyle den Weg nach Hollywood. Der temporeich inszenierte Mix aus Gesellschaftssatire, Drogenfilm und Freundschaftsdrama war ein Phänomen der Extraklasse und gilt als definitives Statement einer ratlosen Generation zwischen Techno und Grunge. Dass eine mögliche, schon vor Jahren angedachte Fortsetzung nicht an den Impact des ersten Teils heranreichen würde, war wohl allen Beteiligten klar. Angesichts des schweren Erbes schlägt sich der Film aber gar nicht so übel.

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Nachdem Ex-Junkie Renton (McGregor), der seinerzeit die Freunde um das Geld aus einem Drogendeal betrog, nach 20 Jahren wieder in Edinburgh auftaucht, muss er zunächst verdauen, dass die Globalisierung auch vor der Heimatstadt nicht haltgemacht hat. Was früher abgefuckt war, wirkt jetzt oft steril (visuell spiegelt sich das in einer Inszenierung wieder, die nüchterner ist als der erste Teil; statt grellen Farben und ausgefallenem Produktionsdesign herrscht viel grau vor, werden Glas- und Stahlbauten ins Bild gerückt). Zunächst müssen alte Rechnungen beglichen werden, doch irgendwann ist die Gang wieder beisammen: Sick Boy (Jonny Lee Miller) verdingt sich als Erpresser, und der zunächst lebensmüde Spud (Ewen Bremner) entdeckt sein Talent fürs Schreiben. Nachdem niemand mit dem Leben zufrieden ist, versucht man es wieder mit betrügerischen Aktionen – ob Verrat oder Freundschaft siegen, bleibt dabei lange in der Schwebe. Doch als der damals verhaftete Psychopath Begbie (Robert Carlyle) aus dem Gefängnis ausbricht, kommt ernsthafte Bedrohung ins Spiel, und auch die Drogen locken wieder … Auf der Plusseite gibt es skurril-dreckigen Humor sowie kluge Betrachtungen über das Älterwerden und den Abschied von der Jugend – ein Abschied zwischen Melancholie und Nostalgie, der freilich nie zu Ende ist. Da allerdings stark auf Erinnerung gesetzt wird, ziehen die vielen Ausschnitte aus Teil 1 den Film im Vergleich eher hinunter und sorgen in Kombination mit den vielen, teils ins Leere laufenden Handlungssträngen für Zerfahrenheit. Doch ist das alles stets unterhaltsam und hat inszenatorisch gute Einfälle zu verzeichnen. Dass es hätte schlechter sein können, lässt sich hier eher als Kompliment verstehen.