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Dalida

| Michael Ranze |

Sie war eine der erfolgreichsten Chansonsängerinnen Frankreichs – und trotzdem zutiefst unglücklich.

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Ältere Chansonliebhaber erinnern sich gern: Dalida war eine begnadete Sängerin, mit sicherem Gespür für Eleganz, Pathos und Bühnenpräsenz. 45 Goldene Schallplatten, einige Platin-Schallplatten obendrauf – in Frankreich war Dalida ein Superstar, im Rest von Europa nicht minder. Über drei Jahrzehnte hinweg sang die schöne Frau einen Hit nach dem anderen: „Am Tag, als der Regen kam“, „Besame Mucho“, „Laissez-moi danser“, „Parole, Parole“ oder „Gigi L’Amoroso“. Und das trotz eines bewegten Privatlebens mit erschütternden Schicksalsschlägen. Dass ihre Biografie verfilmt wird, war also nur eine Frage der Zeit.

Der Film von Lisa Azuelos beginnt in Kairo. Hier wird Dalida 1933 unter dem Namen Yolande Gigliotti als Tochter italienischer Eltern geboren. Eine unansehnliche Brillenschlange, die von allen gehänselt wird. Doch mit 17 Jahren wird Yolande zur schönen Frau, gewinnt Schönheitswettbewerbe und zieht 1955 nach Paris. Von jetzt an geht alles sehr schnell: erste Erfolge im Olympia Theater, Schallplattenvertrag mit dem Barclay-Label, ihr erster Erfolg mit der Single „Bambino“, Heirat mit dem Radio-Produzenten Lucien Morisse. Der Schlagersänger Luigi Tenco, mit dem sie später liiert ist, nimmt sich 1967 noch während des Festivals in San Remo das Leben, weil  er mit seinem Song nicht das Finale erreichte – ein kritischer Seitenhieb auf den Druck, der auf Sängern lastet. Später wird Morisse sich das Leben nehmen, eine Todessehnsucht legt sich über den Film, der mit Dalidas erstem Selbstmordversuch begann, um dann in mehreren Rückblenden aus verschiedenen Perspektiven durch die Erzählungen anderer ihr Leben aufzurollen. Manchmal ist das ein wenig zu kompliziert erzählt und zeitlich zu forciert. Einiges muss sich der Zuschauer selbst erschließen, weil es durch Ellipsen unter den Tisch fällt. Doch die Tragik und der Aufruhr von Dalidas Leben teilen sich unmittelbar mit. Was kann eine Frau eigentlich alles ertragen?

Dalida ist nur dann glücklich, wenn sie auf der Bühne steht, und hier liegt eine große Stärke des Films. In aufregenden Kostümen begeistert sie das Publikum mit ihrer Stimme, bei der Ballade „Je suis malade“ schreit sie ihre Gefühle und Verletzungen förmlich heraus. So entstand nach der Biografie „Dalida. Mon frère, tu écriras mes mémoires“ von Catherine Rihoit und Dalidas Bruder Bruno Gigliotti das packende, anrührende Porträt einer aufregenden Frau, die von Sveva Alviti perfekt verkörpert wird. Man muss die Musik von Dalida nicht unbedingt mögen. Doch der Film bringt sie einem näher.

 

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