Musikalisches Biopic, mit Sinnlichkeit und Brillanz erzählt
Der neue Film von Barbara Albert nach einem Drehbuch von Kathrin Resetarits beginnt mit einer anhaltenden Nahaufnahme auf Resi (Maria Dragus), die fieberhaft Cembalo spielt. Anspannung, Leuchten und Entzücken tanzen über ihr blasses Gesicht mit ihren roten Wangen. Sie lacht hingebungsvoll, dann konzentriert sie sich, dann presst sie die Lippen angestrengt zusammen, ihre Augen rollen im Rausch wild umher. Eine graue Rokoko-Perücke thront schwer auf ihrem kleinen Kopf. Mit nur 18 Jahren ist Maria Theresia von Paradis ein echtes Wunderkind. Sie hat ihre Sehkraft als Kind verloren, aber sie ist eine talentierte Pianistin und ziemlich berühmt in der Wiener Gesellschaft des 18. Jahrhunderts, die nicht viel Hochachtung für das Mädchen übrig hat. „Hübsch ist sie nicht, aber sie spielt gut“, sagt einer. „Armes Mädchen“, sagt eine andere. „Wie ich sie bemitleide.“
Ihre Eltern (Katja Kolm und Lukas Miko) sehen Resi als eine Mischung aus Belastung, Brotverdienerin und Trophäe an, aber sie wollen mehr für ihre Tochter – und vor allem sich selbst. Sie schicken Resi zu Franz Anton Mesmer (Devid Striesow), einem unorthodoxen, aber sanftmütigen Pseudowissenschaftler, der sich nach Anerkennung unter seinen Hochschulkollegen sehnt. Er behandelt Resi mit einer strittigen Methode, die darin besteht, „Fluide“ im Körper zu verschieben. Als Resi tatsächlich wieder beginnt zu sehen, ist sie von der Welt um sich herum überwältigt. Regisseurin Barbara Albert erlaubt uns sehr schön ein Gefühl von dem, was sie fühlt, indem sie Licht benutzt und eine brennende Welt zeigt, die schmerzt. Jetzt wird Resi in der Gesellschaft wie ein Preisschwein vorgeführt, und es wird deutlich, dass das Wohl der jungen Frau nur einem Zweck dient – andere gut aussehen zu lassen. Da offenbart sich ein perverses Dilemma: Je besser Resi sehen kann, desto schlechter wird ihr Klavierspiel.
Licht ist ein feiner und sinnlicher Film, basierend auf einer wahren Geschichte, adaptiert von Alissa Walsers Roman „Am Anfang war die Nacht Musik”, über die Klemme der weiblichen Identität und die Menschen, die versuchen, Resis aufkeimenden Wunsch nach Selbstbestimmung in Schach zu halten. Maria Dragus ist wirklich glorreich als junge Frau, die unter ihrem eng geschnürten Korsett versucht, zu atmen – buchstäblich und sinnbildlich. Die traurige Einsicht kommt ganz zum Schluss: Vielleicht ist es besser für Resi, blind zu sein, weil sie nur dann sie selbst sein kann und die abscheuliche Wiener Bagage nicht sehen muss.