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Filmkritik

The Secret Man / Mark Felt: The Man Who Brought Down the White House

| Jörg Schiffauer |
Porträt eines berühmten Whistleblowers

 

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Mark Felt spielte im vermutlich größten Skandal der US-amerikanischen Politik eine ganz zentrale Rolle. Der leitende FBI-Beamte lieferte den Reportern der „Washington Post“, Bob Woodward und Carl Bernstein, entscheidende Hinweise, die ganz wesentlich zu deren Enthüllungen in der berüchtigten Watergate-Affäre beitrugen und so schlussendlich zum Rücktritt von Richard Nixon führten, mit dem der Präsident seiner Amtsenthebung zuvorkam. Doch obwohl Felts Rolle medial vielfach diskutiert wurde, zog er es vor, seine Identität geheim zu halten. Jahrzehntelang kannte man so weiterhin nur seinen Decknamen „Deep Throat“, den ihm Woodward und Bernstein gegeben hatten. Erst 2005, als Felt bereits 91 Jahre alt war, gab er der Öffentlichkeit sein Geheimnis preis.

Peter Landesman rückt mit einem Mix aus Biopic und Politthriller diesen lange geheimnisumwitterten Charakter in den Mittelpunkt. Ausgangspunkt ist 1972, jenes Jahr, in dem wenige Monate vor Nixons Wiederwahl, der Watergate-Skandal mit dem Einbruch im Hauptquartier der Demokraten seinen Anfang nimmt. An der Spitze des FBI steht immer noch der legendäre J. Edgar Hoover, doch Mark Felt (Liam Neeson) gilt mittlerweile als eigentlicher Leiter der Behörde. Er ist das Musterbeispiel eines integren Staatsdieners, für den die Unabhängigkeit des FBI – und damit die gesetzeskonforme Erfüllung seiner Aufgaben – an allererster Stelle steht. Als Hoover stirbt, wird jedoch nicht Felt zum neuen Direktor ernannt, sondern Patrick Gray, ein Mann von außerhalb der Behörde, der zudem Nixon und seinen Beratern (zu) nahe steht. Als auf seine Anordnung das FBI die Watergate-Ermittlungen vorzeitig beenden soll, sieht Felt nur mehr eine Möglichkeit, dem Machtmissbrauch entgegenzutreten. Gegen alle Regeln spielt er ausgesuchten Medien jene entscheidenden Informationen zu, die das Ausmaß des Skandals sichtbar werden lassen.

Landesmans Inszenierung ist keine umfassende Aufarbeitung der Watergate-Affäre, sie fokussiert mit präziser Nüchternheit auf ihren Protagonisten Mark Felt. Liam Neeson macht dessen tiefen inneren Konflikt, die Zerrissenheit zwischen Loyalität zur Institution, in deren Dienst er sein ganzes Leben gestellt hat, und seinen Überzeugungen als aufrechter Citoyen mit unprätentiöser Intensität geradezu spürbar. Ein Zwiespalt, der Felt auch privat an die Grenzen seiner Belastbarkeit bringt, doch seine Entscheidung, die von manchen als Verrat angesehen wird, ist für ihn ohne Alternative. Dass seine Geschichte nicht nur ein Kapitel Zeitgeschichte, sondern hochaktuell ist, daran dürfte wohl kein Zweifel bestehen.