Jane

| Jörg Schiffauer |

Porträt einer weltbekannten Forscherin

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Als Louis Leaky, eine Koryphäe in seinem Fachgebiet Paläoanthropologie, die Idee hatte, das Verhalten von Primaten zu studieren, um daraus Rückschlüsse auf die Entwicklung menschlichen Verhaltens zu ziehen, machte er sich auf die Suche nach jemanden, der die dafür nötigen Beobachtungen durchführen sollte. Seine Wahl, Jane Goodall, hätte überraschender nicht sein können, hatte die junge Frau doch weder einen akademischen Abschluss noch spezifische naturwissenschaftliche Kenntnisse vorzuweisen.
Doch die 1934 geborene Britin überzeugte den renommierten Wissenschaftler durch ihre Leidenschaft für Tiere und Natur davon, dass sie genau die Richtige für diese Aufgabe war. 1960 kam Jane Goodall also in Tansania im Gebiet des heutigen Gombe Nationalparks an und machte sich mit Feuereifer daran, die dort lebenden Schimpansen in ihrem natürlichen Habitat zu studieren. Allen Schwierigkeiten zum Trotz leistete Goodall in vielerlei Hinsicht Pionierarbeit in diesem Bereich der Feldforschung, einige der von ihr gewonnenen Erkenntnisse – wie etwa, dass Primaten über die Fähigkeit zum Gebrauch von Werkzeugen verfügen – galten als bahnbrechend. Durch diese wissenschaftlichen Arbeiten und ihrem ausgeprägten Respekt für die Natur erlangte Jane Goodall mit dem von ihr begründeten Institut den Status als eine der bekanntesten und respektiertesten Naturschützerinnen unserer Zeit.

Brett Morgen nähert sich mit Jane dieser bemerkenswerten Biografie an. Der Regisseur, der sich in Cobain: Montage of Heck mit der Ikone des Grunge auseinandersetzte, greift dabei fast ausschließlich – in nur wenigen aktuell aufgenommenen Interviewsequenzen kommentiert Goodall – auf Filmmaterial zurück, das in den sechziger Jahren entstanden war. Das meiste davon hatte der niederländische Kameramann Hugo van Lawick gedreht, der 1962 im Auftrag von „National Geographic“ nach Tansania gereist war, um Jane Goodalls Arbeit filmisch festzuhalten. Die Zusammenarbeit brachte die beiden übrigens auch privat einander näher, 1964 heirateten sie. Die Bilder des mehrfach ausgezeichneten Naturfilmers verdeutlichen die Schönheit und Unvergleichlichkeit der Natur dieser Region und machen nachvollziehbar, warum Goodall sich über ihre jahrelange Arbeit dort hinaus vehement für den dauerhaften Schutz dieser Gegend eingesetzt hat.
Eine Fülle von Material, das sich lange Zeit ungeordnet in den Archiven von „National Geographic“ befunden hatte, montieren Morgen und sein Team nicht nur zu einer Art Quintessenz von Goodalls Forschungsarbeit, sondern betonen auch einen anderen Aspekt ihrer Biografie. Ihr Weg war auch die Emanzipation einer Frau, der es in der männerdominierten Welt der Wissenschaft alles andere als leicht gemacht wurde. Aber auch das verstand sie zu bewältigen.

 

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