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Filmkritik

Gringo

| Jörg Schiffauer |
Rasanter Genre-Mix um eine vorgetäuschte Entführung

Harold Soyinka (David Oyelowo) scheint den viel zitierten amerikanischen Traum verwirklicht zu haben. Der Immigrant aus Nigeria hat einen guten Job im florierenden Pharmaunternehmen seines Kumpels Richard (Joel Edgerton), mit seiner attraktiven Frau Bonnie (Thandie Newton) wohnt er in einem schmucken Haus in Chicago. Als jedoch Richard und seine Partnerin Elaine (Charlize Theron) Harold eröffnen, ihn bei einem geschäftlichen Termin in Mexiko außerplanmäßig zu begleiten, wird er stutzig. Bald schon findet er heraus, dass die Firma vor dem Verkauf steht, die damit verbundenen Umstrukturierungen sollen ihn den Job kosten. Kaum in Mexiko angekommen, eröffnet ihm seine Frau via Skype, dass sie eine Affäre hat. Als sein ganzes Leben auseinanderzubrechen droht, hat Harold eine vermeintlich zündende Idee. Er täuscht seine Entführung durch mexikanische Gangster vor, das Lösegeld, welches seine Arbeitgeber bezahlen sollen, will Harold selbst einstreifen, um noch einmal ganz neu anzufangen. Doch weil Harold alles, nur kein skrupelloser Gesetzesbrecher ist, geht der einfache Plan natürlich gründlich schief, und bald gerät er zwischen die Fronten von organisiertem Verbrechen und US-Drogenfahndung, zudem mischt ein Ex-Söldner mit Hang zu Esoterik kräftig mit …

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Regisseur Nash Edgerton hat auf vielfältige Art Erfahrung im Filmgeschäft gesammelt, er fungierte als Stuntman, Schauspieler und Regisseur von Musikvideos, ehe er mit dem Noir-Thriller The Square 2008 seinen ersten Spielfilm in Szene setzte. Gringo spiegelt diesen Erfahrungsschatz wider, denn Edgertons neuer Film erweist sich als routinierte Regiearbeit. Seine Inszenierung schlägt von Beginn an ein ungemein hohes Tempo ein, um einen bewährten Genre-Mix aus Action, Thriller und Krimi, der mit einer Extraportion schwarzem Humor unterlegt ist, zu präsentieren. Zwischen eigenständiger Erzählung und Reverenz an große Vorbilder –Tarantinos Einfluss ist nicht zu übersehen – wird der Kanon diverser Genres durchdekliniert. Originäres darf man sich dabei, was Plot und Charaktere angeht, freilich nicht erwarten, doch die bekannten dramaturgischen Wege beschreitet Gringo ziemlich trittsicher.

Dass der Film funktioniert, ist auch dem hochkarätigen Ensemble geschuldet. Oyelowo, Charlize Theron, Joel Edgerton, Bruder des Regisseurs, Amanda Seyfried und Thandie Newton verleihen ihren Figuren eine Vitalität, die mithilft, manche Vorhersehbarkeit der Handlungsfäden zu überspielen. Besonders Theron kostet ihre Rolle als Femme fatale im Big Business mittels präzise dosiertem Outrieren sichtbar aus.