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Peter Hase / Peter Rabbit

Filmkritik

Peter Hase / Peter Rabbit

| Jörg Schiffauer |
Höchst vergnügliche Adaption des Kinderbuchklassikers

Als Beatrix Potter 1901 einen von ihr verfassten und illustrierten Bildband auf eigene Kosten in kleiner Auflage drucken ließ, hätte sich die 1866 geborene Britin wohl nicht träumen lassen, welcher Erfolg ihrer Geschichte um eine Hasenfamilie beschieden sein sollte. Der Verlag Frederick Warne & Co ließ sich schließlich doch überzeugen, Potters Buch herauszubringen, „The Tale of Peter Rabbit“ entwickelte sich bald zu einem Klassiker im Genre Kinderbuch, von dem, übersetzt in 35 Sprachen, mehr als 40 Millionen Exemplare verkauft wurden.

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Der großen Popularität der Hasen mit höchst menschlichen Eigenschaften trägt nun eine filmische Adaption Rechnung, die alle digitalen Mittel ausschöpft, um in einem Mix aus Real- und Animationsfilm Beatrix Potters phantastische Welt zum Leben zu erwecken. Im Mittelpunkt steht dabei der titelgebende Hase, der mit seinen drei Schwestern und dem etwas tollpatschigen Cousin irgendwo in England auf dem Land lebt. Mit Vorliebe macht sich die Hasenbande daran, den Garten von Mr. McGregor zu plündern. Der stets grantige Pensionär reagiert darauf reichlich erbost und macht Jagd auf Peter und seine Familie. Allerdings etwas zu heftig, denn McGregor erleidet einen finalen Herzanfall. Die Hasen und alle ihre tierischen Freunde wähnen sich am Ziel ihrer Träume und quartieren sich im Haus ein. Doch die Freude währt nur kurz, denn McGregors Neffe Thomas (Domhnall Gleeson) tritt das Erbe an – ein blasierter Pedant mit beinahe pathologischen Zügen, der noch unerbittlicher als sein Onkel alles daran setzt, Hase & Co aus Haus und Garten zu vertreiben. Und als ob das noch nicht schlimm genug wäre, beginnt Thomas auch noch zarte Bande zu Nachbarin Bea (Rose Byrne) zu knüpfen. Die aparte Künstlerin war bislang eine fürsorgliche, mütterliche Freundin der Hasen, ein Status, der durch die aufkeimende Romanze akut in Gefahr gerät. Der Konflikt zwischen Peter Rabbit und Thomas McGregor spitzt sich zu.

Mit aberwitzigem Erzähltempo und geradezu anarchischem Witz nimmt Regisseur Gluck die popkulturelle Transformation von Potters Fabel vor. Humortechnisch ist Peter Rabbit dann auch näher an Road Runner und Wile E. Coyote als an der ausklingenden viktorianischen Ära der literarischen Vorlage. Dem wohnt jedoch damit eine geradezu ansteckende Lust am Chaos inne, das als konstituierendes Prinzip manche narrativen Widersprüche im Plot ohnehin hinwegfegt. Dass sich Schauspieler vom Kaliber Gleeson und Byrne diesem Konzept ergeben und sich gänzlich uneitel inmitten ihren digitalen Spielgefährten herrlich zum Kasperl machen (lassen), bereitet der von Peter Rabbit angeführten Spaßguerilla endgültig den Weg zum Erfolg.