Glory / Slava

Glory

| Andreas Ungerböck |

Bedrückendes, beeindruckendes Korruptionsmelodram aus Bulgarien

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Als der alte, stotternde Gleisarbeiter Tsanko Petrov einen großen Geldbetrag findet, der aus unerfindlichen Gründen auf seinem Streckenabschnitt verstreut liegt, zögert er nicht lange und informiert die Behörden – ein paar, lächerlich wenige Geldscheine steckt er ein. Der Transportminister ist wegen einer Korruptionsaffäre gerade massiv unter Beschuss und unter kritischer Beobachtung durch einen investigativen TV-Journalisten. Des Ministers PR-Strategin Julia Staykova, die zwischen bevorstehender künstlicher Befruchtung – wenn da nur nicht immer zwischendurch das Handy läuten würde – und ihrer Karriere jongliert, wittert für den Chef und vor allem für sich selbst einen Coup: Rasch wird der arme Tsanko in die Hauptstadt verfrachtet und der Medienmeute als integrer Held des bulgarischen Bahnwesens präsentiert, was er ja auch ist.

Das Problem beginnt, als man ihm eine billige Uhr als Geschenk überreicht (die dann bald den Geist aufgibt) und ihm dafür seine „Slava“ (= Glory) abnimmt, die ihm sein Vater samt Gravur vermacht hat. Denn diese verschwindet bei der chaotischen Julia, die Wichtigeres zu tun hat, als sich nach dem PR-Stunt noch um die Sache zu kümmern. Nun muss der Held seiner geliebten Uhr hinterherlaufen und verstrickt sich in einen ziemlich aussichtslosen Kampf mit Politik, Public Relations, Medien und Gangstern (was in diesem Film, wohl nicht zu Unrecht, alles ein- und dasselbe ist).

Der Film von Kristina Grozeva und Petar Valchanov, die gemeinsam mit Decho Taralezhkov auch das Drehbuch schrieben, wird allenthalben als Satire angepriesen. Doch trotz zahlreicher durchaus komischer Momente bleibt einem das Lachen meist im Hals stecken. Der Film ist gut und auf den Punkt geschrieben, etwas, was man wirklich ausdrücklich betonen sollte. Er ist von Krum Rodriguez, der mit Petar Valchanov schon seit dessen ersten Kurzfilmen arbeitet, hervorragend fotografiert, und er ist famos gespielt, wobei Margita Gosheva, die schon in The Lesson (2014), ebenfalls von Grozeva und Valchanov, dabei war, als durchgeknallte PR-Lady noch herausragt.

Die thematischen Parallelen zu ähnlich gelagerten starken Filmen aus dem Nachbarland Rumänien (etwa Bakkalaureat oder Why Me?) sind ganz bestimmt nicht zufällig, und allgemein fällt auf, dass es seit Kurzem eine ganze Reihe bemerkenswerter Produktionen aus Bulgarien gibt, einem Land, das ja lange Zeit von der Filmlandkarte völlig verschwunden zu sein schien. Man kann nur hoffen, dass diese – wie Glory – auch den Weg in unsere Kinos finden

 

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