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Isle of Dogs

ISLE OF DOGS | Interview

Der Mensch ist dem Hund oft Wolf

| Marc Hairapetian :: Jörg Schiffauer |

Ein Gespräch mit Wes Anderson zu seinem Film „Isle of Dogs – Ataris Reise“ und über den besten Freund des Menschen.

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Als die Nachricht die Runde machte, dass die diesjährige Berlinale mit einem Animationsfilm eröffnet werden würde – übrigens zum ersten Mal in der Geschichte des Festivals –, war zunächst einmal Staunen angesagt. Das ging jedoch ebenso rasch wieder vorüber, als bekannt wurde, dass es sich bei Isle of Dogs um den neuen Streich von Wes Anderson handelt, denn damit war gleichsam ein gelungener Start der Filmfestspiele Berlin garantiert.
Seit seinem Spielfilmdebüt Bottle Rocket (1996) zählt Anderson zu den wichtigsten Proponenten des US-amerikanischen Independent-Kinos, mit jeder seiner Regiearbeiten wuchs seine – mittlerweile weltweite – Fangemeinde. Mit Filmen wie Rushmore (1998), The Royal Tenenbaums (2001), The Life Aquatic with Steve Zissou (2004), Moonrise Kingdom (2012) und The Grand Budapest Hotel(2014) hat sich der 1969 in Houston, Texas, geborene Wes Anderson als einer der eigenwilligsten wie prononciertesten Film-Auteurs etabliert.

Versucht man Andersons Filme, was Erzählstil, Atmosphäre und Charaktere angeht, möglichst prägnant zu beschreiben, drängt sich beinahe die Bezeichnung „schrullig“ auf, allerdings als durchwegs positiv konnotierter Begriff. Im Zentrum von Andersons Filmen stehen immer höchst verschrobene Charaktere, deren Eigenheiten jedoch höchst liebe- und respektvoll begegnet wird. So unterschiedlich Sujets und Schauplätze – von Tiefsee-Expeditionen über das kleinstädtische New England des Jahres 1965 bis hin zu einem titelgebenden Hotel im Europa der Zwischenkriegszeit – auch sein mögen, immer porträtiert Wes Anderson mit großer Empathie seine exzentrischen Protagonisten und deren Versuche, auf ihre ganz eigene Art leben zu können. All das durchzieht Wes Anderson mit seinem charakteristisch hintersinnigen Humor, neben einem komödiantischen Grundton findet sich in seinen Inszenierungen aber auch immer eine Portion Melancholie. In dem Sinn erweist sich Isle of Dogs als durchaus typischer Wes-Anderson-Film. Die dabei zum Einsatz kommende Stop-Motion-Technik – die Anderson bei Fantastic Mr. Fox (2009) schon erfolgreich eingesetzt hatte – entwickelt dabei einen höchst eigenwilligen Charme, der geradezu kongenial zu Tonalität und der in seinen Filmen vorherrschenden Atmosphäre passt.

Isle of Dogs ist in einer nicht fernen Zukunft angesiedelt und spielt in der japanischen Metropole Megasaki City. Als dort die Hundegrippe ausbricht, nützt der selbstherrlich regierende und zudem korrupte Bürgermeister Kobayashi die rasch um sich greifende Epidemie aus, um von seinen eigenen politischen Problemen abzulenken. Hunde werden wegen möglicher Übertragung auf den Menschen zu einer Gefahrenquelle erklärt und auf eine der Stadt vorgelagerte Insel namens Trash Island, die eigentlich als riesige Mülldeponie dient, verbannt. Vereinzelte Stimmen von Wissenschaftlern, die sich gegen so drastische Maßnahmen aussprechen, werden von der überwiegenden Mehrheit der Bürger ignoriert, Hunde werden immer mehr zu Feindbildern, die für so ziemlich jeden Missstand herhalten müssen. Nur eine kleine Gruppe von Aktivisten setzt sich energisch für die Hunde ein, doch sie scheint sich angesichts der vorherrschenden Stimmung auf verlorenem Posten zu befinden.

Auch Spots, Hund, bester Freund und Bodyguard von Atari, dem 12-jährigen Neffen des Bürgermeisters, muss das Schicksal seiner Artgenossen teilen und wird auf Trash Island verbannt. Doch Atari macht sich kurz entschlossen auf, um seinen tierischen Freund heimzuholen. Auf der Insel angekommen, freundet er sich mit einer Gruppe von fünf Hunden an, gemeinsam beschließt man, sich auf die Suche nach Spots zu machen. Im Verlauf der folgenden abenteuerlichen Reise kommt man einem Geheimnis auf die Spur, das das zukünftige Schicksal aller Hunde entscheidend verändern könnte.

Auf den ersten Blick kann man Isle of Dogs natürlich leicht als Parabel über Schaffung von Feindbildern und Ausgrenzung ansehen. Doch von Anfang an ist Andersons Humor viel zu hinterfotzig, um nur eine eindimensionale Lesart zuzulassen. Allein das sprachliche Wechselspiel – im Original gesprochen von Größen wie Frances McDormand, Scarlett Johansson, Bryan Cranston, Edwart Norton, Greta Gerwig, Liev Schreiber, Bill Murray, Jeff Goldblum, Tilda Swinton und Ken Watanabe – zwischen Englisch, Japanisch und Untertitelung (bzw. Nicht-Untertitelung) erweist sich als durchgängiges Vergnügen. Mit der für ihn typischen Mischung aus lakonischer Ironie und skurrilen Charakteren entwickelt Anderson Isle of Dogs vielmehr als kluge Fabel, die hinter allem Aberwitz eine zutiefst humanistische Botschaft zu präsentieren versteht.

 


Wes Anderson im Interview

„Man kann auch ohne Hund leben, aber es lohnt sich nicht“, hat der deutsche Schauspieler Heinz Rühmann einmal gesagt. Wie sind Sie darauf gekommen, einen Stop-Motion-Film über die häufig „als beste Freunde des Menschen“ bezeichneten Vierbeiner zu machen?
Wes Anderson:
Genau deswegen! Sie sind einfach die besten Freunde des Menschen, lieben uns bedingungslos, ja, sogar um unserer selbst willen, egal, ob wir reich oder arm, schön oder hässlich sind, und würden sogar ihr Leben für uns gehen, wenn wir von irgendwem bedroht werden sollten. Niemand ist loyaler als Hunde. Heinz Rühmann, den ich übrigens als jüdischen Kaufmann Julius Löwenthal in Stanley Kramers Meisterwerk Das Narrenschiff, einem meiner absoluten Lieblingsfilme, sehr bemerkenswert fand, hätte es nicht treffender formulieren können. Mit wirklichen Hunden einen überzeugenden Film zu drehen, wäre mir allerdings zu schwierig gewesen. Das können wirklich nur ganz wenige Regisseure.

Stop-Motion-Filme liebe ich seit meiner Kindheit, allen voran die Monster-Modelle eines Ray Harryhausen wie in Sindbads siebente Reise oder Jason und die Argonauten. Bei mir sollten natürlich nicht die Hunde die Monster sein, sondern einige der Menschen, denn nur der Mensch ist dem Hund oft ein Wolf! Das war die Herausforderung. Auf die heute üblichen digitalen Spielereien, die mich immer mehr anöden, wollte ich herzlich gerne verzichten zugunsten des handgemachtes Filmdrehs mit Modellen.

Hat es lange gedauert, diese abenteuerliche, aber auch sehr berührende Geschichte zu entwickeln?
Wes Anderson: Ja, mehrere Jahre! Meine Ko-Drehbuchautoren Jason Schwartzman, Roman Coppola und Kunichi Nomura, der später zu uns stieß, und ich haben bereits kurz nach Grand Budapest Hotel angefangen, mit der Idee eine Geschichte zu entwickeln. Das hörte sich jetzt vielleicht nicht an wie etwas, das einen sofort total anspricht: Hunde, die man irgendwo im Müll sich selbst überlassen hat, Haustiere, die also auf einer Deponie leben müssen. Dazu kam, dass wir schon immer mal gerne etwas über und in Japan machen wollten, da wir das japanische Kino so sehr lieben, vor allem die Filme von Akira Kurosawa. In gewisser Weise hätte die Geschichte also überall spielen können, doch was sie wirklich lebendig gemacht hat, war die Tatsache, dass wir hier ungehemmt eine Phantasie-Version von Japan erzählen konnten.

Und die politischen Anspielungen und Seitenhiebe gesellten sich erst mit der Zeit dazu?
Wes Anderson: Genau! Bei diesem Film haben wir zwar schon ziemlich am Anfang des Prozesses gesagt, dass wir die Politik dieser Stadt erfinden müssen. Wir hatten da die Figur eines machthungrigen, als Haustiere nur Katzen liebenden Bürgermeisters, bei dem irgendetwas politisch im Busch war und der alle Hunde zur Vertuschung seiner Schandtaten in die Verbannung auf die Müllhalde schickte. Das war der Anstoß. Es handelte sich bei unseren Überlegungen allerdings immer nur wie gesagt um ein Phantasie-Japan. Aber dann, als wir schon lange an dem Film gearbeitet hatten, wurde das Thema der Umweltverschmutzung immer drängender. Und Tiere werden vor dem Gesetz nach wie vor leider als Sachen behandelt. Wir sagten uns: „Hey, irgendwie passt das alles zusammen!“ Also vielleicht gab es da kleine Punkte auf den Weg, wo wir aus dem realen Leben Inspirationen bezogen, die dann Eingang in den Film fanden. Ursprünglich war es eine Geschichte, die hätte überall spielen können auf der Welt, und zwar zu jeder Zeit. Die Japaner sind ja an sich sehr hundelieb und verehren Hunde geradezu als sehr soziale und treue Wesen. Denken Sie an die Hachiko-Statue in Tokio, als Zeichen der Ehrerbietung für einen Hund, der noch zehn Jahre nach dem Tod seines Herrchens, eines Universitätsprofessors, diesen täglich vom Bahnhof Shibuya abholen wollte und – natürlich – leider vergeblich auf ihn wartete.

Wo Sie gerade diese unglaubliche, aber doch wahre Geschichte ansprechen: Sie ist zweimal verfilmt worden. 1987 als „Hachiko monogatari“ von Seijiro Koyama in Japan und 2009 als „Hachiko – Eine wunderbare Freundschaft“ von Lasse Hallström. Haben Sie eigentlich so etwas wie Lieblings-Hundefilme?
Wes Anderson: Selbstverständlich. Beide von Ihnen genannte Verfilmungen finde ich ausgezeichnet und vor allem sehr sensibel inszeniert. Doch mein absoluter Lieblings-Hundefilm ist Nankyoku monogatari [wörtlich: Südpol-Erzählung, Anm.] von Koreyoshi Kurahara aus dem Jahr 1983.

Auf Deutsch heißt er „Taro und Jiro in der Antarktis“ und basiert auch auf einer wahren Geschichte. Ein echtes Meisterwerk, weil er aus Sicht der Hunde gestaltet ist.
Wes Anderson: Genau! Im Februar 1958 machte sich eine Gruppe japanischer Wissenschaftler mit einem Eisbrecher auf zu einer Expedition in der Antarktis. Sie sollten dort das erste, aus elf Männern bestehende Expeditionsteam in der Basis ablösen. Wegen schlechter Wetterbedingungen konnte die zweite Gruppe jedoch nicht nahe genug an sie herankommen und drang deshalb nicht weiter vor. Die erste Gruppe musste dann mit einem Hubschrauber ausgeflogen werden. Dabei ließ man 15 Sakhalin-Huskies angekettet zurück, mit der guten Absicht, möglichst bald wieder zu ihnen zurückzukehren, was wegen Treibstoffmangels jedoch nicht möglich war. Acht Hunde, die nur Futter für eine Woche hatten, konnten sich losketten. Sechs von ihnen starben. Die beiden Brüder Taro und Jiro, die im Gegensatz zu den anderen 13 Hunden in der Antarktis geboren worden waren, überlebten. Im Januar 1959 reiste eine dritte Gruppe zur Basis, um die Hunde zu beerdigen, und wurde dort von den zwei überlebenden Taro und Jiro empfangen. Aus diesen wahren Ereignissen hat Koreyoshi Kurahara einen harten, aber ungemein berührenden Film gemacht, der viel besser als das auch nicht schlechte Disney-Hollywood-Remake Antarctica – Gefangen im Eis von 2006 mit Paul Walker ist. Wenn die japanische Schauspielerlegende Ken Takakura am Ende zu der berühmten Musik von Vangelis, die wirklich wie Schnee klingt, Taro und Jiro in seine Arme schließt, brechen bei mir, wann immer ich mir den Film wieder ansehe, alle Dämme, und ich muss hemmungslos weinen.

Der Film folgt konsequent dem Blickwinkel der Hunde. So ängstigen sie sich vor dem Naturschauspiel der Aurora australis, auf die Kameramann Akira Shiizuka monatelang gewartet hat, um sie zu fotografieren. Nankyoku monogatari brach in Japan 1983 mit einem Einspielergebnis von fast 6 Milliarden Yen alle Kassenrekorde und übertraf damit sogar noch Steven Spielbergs E. T. Bei den Japanischen Filmpreisen ein Jahr später erhielten die Hunde Taro und Jiro sogar den Preis in der Kategorie „Populärste Darsteller“. Das wäre sogar in Hunde liebenden Ländern wie den USA oder Deutschland undenkbar. Der Film ist überhaupt nicht sentimental, sondern voll echtem Gefühl. In einer Szene zuvor sagt Takakura einer jungen Journalistin, es wäre besser gewesen, er wäre selbst im Eis gestorben, als die Hunde im Stich zu lassen. Weil es ihm keine Ruhe lässt, bricht er ja später nochmal auf, um sich von ihnen angemessen zu verabschieden. Dieses Ehrgefühl ist in der japanischen Tradition sehr verankert. Aber nicht nur in der westlichen Welt kann man es im Zusammenhang im Umgang mit Hunden nachempfinden. Nankyoku monogatari war unser großes Vorbild. Unser Titelheld lässt sich von nichts abbringen, um auf Trash Island seinen Bodyguard-Hund Spots wiederzufinden. Auf der Suche nach ihm freundet er sich mit einem Rudel Mischlingshunden an, die ihm weiterhelfen. Ich bin ehrlich. Einen Film wie Nankyoku monogatari hätte ich nicht inszenieren können. Deswegen habe ich mich für die Stop-Motion-Tricktechnik entschieden und aus der Not eine Tugend gemacht! (Lacht.)

Was sind die Vorteile der Stop-Motion-Animation und was die Nachteile?
Wes Anderson: Es liegt auf der Hand: Stop-Motion ist natürlich eine Herangehensweise, die mit Modellen arbeitet. Das ist viel charmanter, als digitale Techniken zu nutzen, die mir zu seelenlos wirken. ich bin ein haptischer Mensch; allein die Modelle anzufassen ist eine sinnliche Erfahrung. Sie müssen für jede Bewegung einzeln abfotografiert werden. Das ist manchmal ganz schön mühselig, macht aber dennoch ungeheuren Spaß. Ein Nachteil ist vielleicht die Mimik der Modelle, die manchmal etwas starr wirken kann, doch die richtige Ausleuchtung kann hier wahre Wunder bewirken! Das sind altmodische Techniken, und wenn man sich für diese entschieden hat, dann macht man es eben auch mit den alten Methoden! Wir haben es in den USA und auch im Studio Babelsberg, mit dem wir ja seit Jahren gut kooperieren, versucht, es soweit zu treiben, wie wir nur können. Ich glaube, es gibt nichts im gesamten Film, was auf digitaler Technik beruht. Ich versuche natürlich bei der Inszenierung, die Zuschauer zu überzeugen, dass es keine Modelle sind, aber man erkennt es doch immer sofort. Da kann man niemand hinter das Licht führen!

Fälschlicherweise wurde in manchen Kritiken zur Weltpremiere geschrieben, „Isle of Dogs – Ataris Reise“ erinnerte an die Augsburger Puppenkiste. Dabei handelt es sich da um Marionettenspiel und nicht Stop-Motion. Kennen Sie die Augsburger Puppenkiste?
Wes Anderson: Klar, ich habe mir einiges bei YouTube angesehen, nachdem mich Freunde auf sie aufmerksam gemacht hatten. Am besten hat mir Urmel aus dem Eis gefallen, das spielt ja auch auf einer Insel und hat diesen unwiderstehliche Doctor-Dolittle-Touch! Einfach nur süß! Ich kenne auch die WDR-Serie Robbi, Tobbi und das Fliewatüüt von 1972, wo mittels MAZ-Videoaufzeichnung und damals revolutionärer Bluescreen-Technik reale Landschaftsaufnahmen mit Stabpuppen und Marionetten kombiniert wurden. Das hat mit der Augsburger Puppenkiste allerdings nichts zu tun, richtig?

Nein. Die Figuren wurden vom Stuttgarter Studio Roser sowie von Friedrich Arndt und Rudolf Fischer aus dem Ensemble des legendären Hohnsteiner Kasper gespielt. Wie sind Sie zu der illustren Riege der Sprecherinnen und Sprecher bei „Isle of Dogs“ gekommen?
Wes Anderson: Die meisten der Schauspieler, die ich als Sprecher ausgewählt habe, sind Leute, mit denen ich entweder schon zuvor gearbeitet habe oder die ich seit Jahren liebe. Jason, Roman und ich haben eine Liste gemacht, wer in Frage kommen würde. Und die Schauspieler stehen hier natürlich in der Pflicht: Wenn man so einen Stop-Motion-Film macht, kann man irgendwie schlecht sagen, ich bin nicht verfügbar, denn die Tonaufnahmen kann man ja jederzeit, also sogar bei ihnen zu Hause machen, zu jeder Stunde des Tages. Und deswegen erhielt ich auch keine einzige Absage. Auch nicht von Bill Murray, der als Hundefreund gleich Feuer und Flamme war und Boss, den Anführer des Inselrudels, wirklich toll intoniert hat. Ich bin aber wirklich mit allen zufrieden, ob es sich nun um Liev Schreiber als Spots handelt, Jeff Goldblum als Duke, Bryan Cranston als Chief, Edward Norton als Rex und Bob Balaban als King. Auch der erst 11-jährige Koyo Rankin als Atari hat mit echter Leidenschaft, aber auch großer Professionalität gesprochen. Sogar Yoko Ono konnte ich für den Part der wissenschaftliche Assistentin gleichen Namens gewinnen. Darauf bin ich besonders stolz.

Was sind Ihre Lieblingsszenen im Film?
Wes Anderson: Eigentlich alle, die mit Musik unterlegt sind, denn auf Letzteres habe ich ja keinen direkten Einfluss mehr. Alexandre Desplat hat sich enorme Mühe gegeben und einen düsteren Score geschrieben, der vor allem traditionelle Trommeln Japans integriert.

Kann man „Isle of Dogs“ vielleicht als politischen Kinderfilm bezeichnen?
Wes Anderson: Interessante Frage. Ich denke, er ist im besten Sinn ein Film für die ganze Familie jenseits des süßlichen Hollywood-Kitsches. Ein Sieg der Underdogs gegen das Establishment! Erwachsene werden diese Botschaft sicherlich ausführlicher diskutieren können, doch man sollte Kinder in ihrer Wahrnehmung nie unterschätzen!

Haben Sie eigentlich selbst einen Hund?
Wes Anderson: Natürlich. Meine Promenadenmischung Chief habe ich einfach in die Geschichte integriert. Mein Bruder Eric hat zudem einen Golden Retriever, den ich sehr liebe. Das Tolle war, als wir die Schauspieler zu den Sprachaufnahmen einluden, erzählten mir alle von ihren eigenen Hunden. Jason Schwartzman hat zum Beispiel eine Dogge, die meistens von seiner Mutter gehütet wird, wenn er wie jetzt mit uns in Berlin auf Reisen ist. Greta Gerwig hat wiederum keinen Hund, hätte aber gerne einen und ruft 2018 zu ihrem persönlichen „Jahr des Hundes“ aus. Jeff Goldblums Hund Woody ist ein gutmütiger Pudel, der von einem bösartigen Chihuahua gejagt wurde, was zu einem Beinbruch führte. Wie steht es mit Ihnen?

Ich habe auch einen Hund, einen Sibirischen Wolfshund-Husky-Mischling namens Felix.
Wes Anderson: Wow, der ist bestimmt groß und schön! Ich habe wirklich bei keinem anderen Film, den ich gemacht habe, soviel von den Leuten, mit denen ich zusammengearbeitet habe, aber auch mit denen, die mich wie Sie professionell dazu befragen, Persönliches erfahren. Hunde verbinden einen einfach. Sie sind uns treu bis in den Tod. Von welchem Menschen kann man das schon sagen?