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Love, Simon

| Pamela Jahn |

Coming-out in Zeiten der Sozialen Medien

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Mit siebzehn hat man noch Träume. Deshalb giert Simons Blick auch lieber heimlich den muskulösen Körpern der Bauarbeiter von Gegenüber hinterher, als dass er sich jemals trauen würde, sein offizielles Coming-out zu wagen. Umso mehr imponiert ihm die über das interne soziale Netzwerk seiner Schule verbreitete Nachricht eines Mitschülers, der darin, unter einem Decknamen, aber immerhin zum ersten Mal offen, seine Gefühle für das eigene Geschlecht gesteht. In einem Impuls aus Zuneigung und Verbundenheit setzt sich Simon mit dem anonymen Verfasser der Rundmail in Verbindung, getreu dem Motto: Geteiltes Leid ist halbes Leid. Und es dauert nicht lang, bis sich aus der anfänglich noch vorsichtigen „Brieffreundschaft“ eine sanfte Online-Romanze entwickelt, die zunehmend Simons Alltag bestimmt und ihn permanent darüber nachgrübeln lässt, wer am Ende hinter dem mysteriösen Synonym „Blue“ stecken könnte. Aber auch ein so lebendiges und ungeniert offenherziges High-School-Drama wie Love, Simon kommt schließlich nicht ohne eine entsprechende Intrige aus, und so sieht sich Simon bei aller Euphorie über seine neu gewonnene emotionale Freiheit bald in die Ecke gedrängt und genötigt, seine engsten Freunde zu hintergehen, um auch die eigene Anonymität weiterhin aufrechtzuerhalten.

Angelehnt ist die Inszenierung an Ernst Lubitschs The Shop Around the Corner, die Geschichte selbst beruht auf dem mehrfach ausgezeichneten Jugendroman von Becky Albertalli. Greg Berlanti erweist sich als einfühlsamer Regisseur mit einem besonderen Gespür für die Höhen und Tiefen des Teenager-Daseins, doch dass der Film schließlich so gut funktioniert, wie der bisherige internationale Erfolg belegt, liegt vor allem an der Leinwandpräsenz von Nick Robinson als Simon, der seiner Figur neben einer sichtlichen Leichtigkeit auch eine bemerkenswerte Charakterstärke abzugewinnen vermag. Natürlich könnte man die allzu perfekt geratene Familienkulisse bemängeln, oder auch das grenzwertig kitschige Ende. Doch tut das der emotionalen Wirkung des Films auf den Einzelnen keinen Abbruch.

Love, Simon ist eine clever konstruierte, herzerwärmende und in sich geschlossene Teenage-Romanze, die sich am Mainstream orientiert, ohne aber seine Seele an den platten Massengeschmack zu verkaufen. Das wahre Leben mag komplizierter, unschöner und in den meisten Fällen auch um einiges unspektakulärer verlaufen, als es sich hier präsentiert. Aber wen stört das schon, wenn man dafür mit einem so unterhaltsamen und einnehmenden Film wie diesem belohnt wird?

 

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