The Dark

Filmkritik

The Dark

| Jörg Schiffauer |
Ein Zombie mit Herz

Seit George A. Romero 1968 mit seinem Klassiker Night of the Living Dead Zombies als feste Größe im popkulturellen Universum etabliert hat, haben sich die Untoten im Lauf der Zeit in durchaus unterschiedlichen Erscheinungsformen präsentiert: Die reichen von der traditionalistischen Variante à la Romero mit deutlich reduziertem Fortbewegungstempo der Zombies bis hin zu hyperschnellen Exemplaren wie etwa in World War Z. Gemeinsam sind den Lebenden Toten jedoch ihre Beißfreudigkeit und stark reduzierte kognitive Fähigkeiten.

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The Dark, eine in Kanada gedrehte österreichische Produktion, wartet nun mit einer ungewohnten Variation in Gestalt einer Untoten, die zur empathischer Reaktion fähig ist, auf. Besagte Wiedergängerin erfuhr zu Lebzeiten ein furchtbares Schicksal, wurde das junge Mädchen namens Mina doch vom Lebensabschnittspartner ihrer Mutter missbraucht und ermordet. Doch sie steigt flugs aus ihrem Grab, um fortan als untote – jedoch höchst athletisch agierende – Gestalt mitten im tiefen Wald ihr Unwesen zu treiben.

Genau dorthin verschlägt es einen finsteren Gesellen – Karl Markovics absolviert einen kurzen, aber einprägsamen Auftritt – mit ganz üblen Absichten, transportiert er doch in seinem Wagen einen jungen Burschen, den er gekidnappt, geblendet und Schlimmeres angetan hat. Rasch bereitet Mina ihm ein verdientes Ende, doch als die Untote sein Opfer entdeckt, regt sich bei ihr Mitgefühl für den Buben, der ein ähnliches Schicksal wie sie selbst erdulden musste – die Leidensgenossen schlagen sich nun zusammen durch.

Gegen das Aufbrechen oder Erweitern von Genre-Konventionen durch zu Emotionen befähigten Zombies wäre grundsätzlich nichts einzuwenden, doch wenn dies so aufgesetzt erscheint, wie bei The Dark, darf man schon die Sinnfrage stellen. Zum Spannungsaufbau trägt dies wenig bei, denn nach dem Zusammenschluss von Wiedergängerin und Entführungsopfer stapft das ungleiche Paar vor allem ziellos durchs Unterholz. Bei Zusammentreffen mit Menschen reagiert Mina wiederum mit jenem rabiaten Verhalten, das der Zombie-Konvention entspricht. Zudem erscheint die Verknüpfung des Genres mit einem brisanten Thema wie sexuellem Missbrauch reichlich prätentiös und fragwürdig. Nun verfügt ja jeder gute Horrorfilm über einen relevanten Subtext – an die vielfältigen Interpretationen von Romeros Arbeiten sei nur kurz erinnert –, doch wenn der Film einfach nicht gut ist und in fundamentalen Dingen wie Spannungsaufbau oder narrativer Logik versagt wie The Dark, bleiben andere Überlegungen ohnehin Makulatur. Zombies mit Gefühl, das geht hier einfach nicht zusammen.