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Filmkritik

Astrid / Unga Astrid

| Angela Sirch |
Berührender Blick auf die Jugendzeit der großen Astrid Lindgren

Denkt man an Astrid Lindgren, fallen einem sofort Pippi Langstrumpf, Karlsson vom Dach, Ronja Räubertochter und viele weitere liebenswerte Figuren ein. Bei den Geschichten der schwedischen Autorin hat man das Gefühl, dass sie ein tiefes Verständnis für die Wünsche und Probleme von Kindern hatte. Wer sich fragt, woher diese Fähigkeiten kamen, kann in Astrid einen Blick auf die wenig bekannte Jugendzeit der Schriftstellerin werfen.

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Als Astrid Ericsson in Vimmerby geboren, wächst sie zu einer klugen, jungen Frau heran. Als sich ihr die Chance bietet, für eine lokale Zeitung zu schreiben, ergreift sie diese. Der um einiges ältere Chefredakteur Blomberg ist schon bald nicht nur von ihrem Schreibtalent begeistert. Die junge Astrid schwärmt für Blomberg, der sich gerade von seiner Ehefrau scheiden lässt, und fühlt sich geschmeichelt, als dieser ihre Gefühle erwidert. Was als erste Liebelei beginnt, wird bald ernst, als Astrid feststellt, dass sie schwanger ist. Aus Angst vor einem Skandal und Sorge um ihre Tochter schicken sie ihre Eltern nach Stockholm, wo sie eine Sekretärinnenausbildung beginnt. Dort erfährt sie auch von der Möglichkeit, ihren Sohn in Dänemark auf die Welt zu bringen, wo man nicht verpflichtet ist, den Namen des Vaters anzugeben. Doch wie soll sie sich als mittellose Frau um ihren kleinen Sohn kümmern können?

Der Aufbau des Biopics ist mittels Rückblenden strukturiert: Zu Beginn sieht man die gealterte Astrid Lindgren, die säckeweise Briefe, Kassetten und Zeichnungen anlässlich ihres Geburtstages durchsieht. Kinder schreiben ihr, warum sie ihre Geschichten schätzen, und stellen ihr Fragen, die durch Rückblicke beantwortet werden. Auf Pathos und Kitsch wird verzichtet. Astrid lebt von der Hauptdarstellerin Alba August, die Lindgrens Lebensfreude wiedergibt, aber auch ihre Veränderung und den Verlust der unbeschwerten Leichtigkeit einer idyllischen Kindheit mit leisen Zwischentönen zeigt. Man erfährt, wie eine der erfolgreichsten Schriftstellerinnen zu verstehen begann, wie es Kindern geht, die sich einsam oder von den Erwachsenen unverstanden fühlen. Wie es ist, in einer harten Realität anzukommen und trotzdem einen Weg zu finden, sich seine Welt – wie sie einem gefällt – zu gestalten. Pernille Fischer Christensen schafft es, eine weitgehend unbekannte Geschichte über eine sehr bekannte Frau zu erzählen, die für ihren wunderbaren Witz und ihren Ideenreichtum bekannt war. Sie bringt damit Astrid Lindgren dem Zuseher auf eine besondere Weise näher, die allem, was man von der Autorin gelesen hat, eine berührende Tiefe und persönliche Note verleiht.